„Erbarme, zu spät“: Hessenrock im ZeltDreieichenhain - Mit einem außergewöhnlichen Programmpunkt wartete die 291. Dreieichenhainer Kerb am Dienstagabend auf: Einen Tag vor Abschluss des traditionellen Volksfestes gab sich ein ebenso traditionsreiches Stück hessischer Rock-Geschichte die Ehre, denn die „Rodgau Monotones“ brachten das Publikum im Festzelt noch einmal zum Toben.
Als Vorgruppe hatten bereits die Musiker von „AD/DC“ den Zuschauern mit Klassikern der Kultband „AC/DC“ eingeheizt. Die fünf Hardrocker begeisterten mit authentischer Musik und einer Bühnenshow, wie es sich für echte Rockstars gehört. In bester Rocker-Manier wurde da auch schon einmal der Allerwerteste präsentiert, und so könnte bereits vor den ersten Liedern der Monotones die Stimmung besser nicht sein.
Dieser konnten sich auch einige Bierzelt-Gäste nicht entziehen, die wohl nicht ganz freiwillig dem Rock-Spektakel beiwohnten: Vom mittäglichen Kaffeekränzchen, das traditionell am Kerb-Dienstag stattfindet, waren noch einige Seniorinnen und Senioren im Bierzelt geblieben, die nun - zunächst misstrauisch und teilweise unmerklich den Kopf schüttelnd - die musikalische Raserei auf der Bühne beobachteten.
Doch dem zunehmendem Enthusiasmus im Zelt konnten auch einige der älteren Damen nicht widerstehen: Vom Rhythmus angesteckt klatschten und schunkelten sie verstohlen mit, und erwarteten zumindest neugierig, was die „Monotones“ so präsentieren würden.
Diese legten auch gleich los, wie man es von ihnen gewohnt ist: Ihre Version des Liedes „Zigeunerjunge“ heißt „Zigeunerschnitzel“. Ein „Extra-Stück für die Kerb zum Schunkeln“, erklärten die Musiker, bevor sie im Zelt die „La Ola“-Welle starteten - und das Kaffeekränzchen am Rande des Zeltes feierte mit.
Mit anderen Klassikern wie „Nutella“, „Ei gude wie“ oder „St. Tropez Baggersee“ sorgten die hessischen Kultrocker dafür, dass sich auch die letzten Zuschauer von ihren Bierbänken erhoben. Doch auch mit Liedern ihrer neuen CD „Ein Leben für Lärm“ trafen sie den Nerv ihres Publikums. So war der Song „Ein frauenfeindliches AC/DC-Stück“ eine nostalgische Erinnerung an die guten alten Rock-Zeiten. Bei dem Auftritt merkte man: Zwar hat sich in die Mähne der Musiker so manch eine graue Strähne verirrt und auch bei einigen männlichen Zuschauern lichtete sich bereits das Haar, doch Publikum und „Monotones“ rockten gemeinsam das Festzelt als wären nicht mehr als 30 Jahre seit den ersten Auftritten der Kultband vergangen.
Mit den Hits „Erbarme, zu spät, die Hesse komme“ und „Volle Lotte“ als Zugabe waren die Zuschauer endgültig vollends aus dem Häuschen, auch wenn das Kaffeekränzchen zu diesem Zeitpunkt das Zelt verlassen hatte.
NIELS BRITSCH